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Berichte

Hüttentour

13.09.2023 12:00

Ein Highlight jagt das andere - Vom Pragser Wildsee zu den Drei Zinnen!

Alle Jahre wieder - ja, das ist sicherlich auch ein sehr bekanntes Weihnachtslied, aber mittlerweile handelt es sich dabei in unserer Sektion um die inzwischen fest im Programm etablierte 5-tägige Dolomiten- Hüttentour. Heuer ist ein Klassiker angesagt – Pragser Wildsee und Drei Zinnen – na das kann ja nur spannend werden!

Wir reisen bereits zum zweiten Mal mit der Bahn und einem Shuttlebus an. Zum Glück verläuft die Anfahrt auch heuer wieder problemlos und wir kommen ohne Verspätung am Startpunkt im Hochpustertal an. Einzig die Wetterlage spielt nicht so recht mit!

So legen wir schon am Ausgangspunkt, dem Parkplatz Pragser Wildsee, unsere komplette Regenausrüstung an. Das Szenario aus Wasser, Wald und bizarrer Bergwelt bietet aber selbst in einem grauen Wolkenmeer einen sehr schönen Anblick. Wider allen Erwartungen verschlägt es selbst bei schlechtem Wetter die Urlauber an diesen aus Fernsehen und Sozialen Medien bekannten See. Im Regen wandern wir mit sehr vielen anderen Touristen am Westufer entlang zur Grünwaldalm. Hier verlassen wir den Hauptwanderweg und sind binnen weniger Minuten allein unterwegs. Zu unser aller Freude meint es Petrus gut mit uns und es hört auch auf zu regnen. Trockenen Fußes können wir den weiteren Aufstieg fortsetzen. Immerhin müssen wir 750 Hm zur Seitenbachscharte aufsteigen. Die letzten 300 Hm verlaufen in einer, für die Dolomiten typischen, Geröllrinne. Wir sind dankbar, dass uns hier nicht die Sonne quält. Oben angekommen werden wir sehr freundlich von einer Kuhherde empfangen. Manche Tiere stehen regelrecht in Pose für den Fotografen. Über die Hochfläche der Sennes Alm erreichen wir in leichtem Auf und Ab nach 3,5 Stunden die gleichnamige Hütte auf 2126 m. Die Unterkunft bietet sehr gut eingerichtete Mehrbettzimmer und sogar die Warmwasserdusche ist im Preis inbegriffen – ja wo gibt’s denn sowas – ich bin doch auf Bergtour!! Dankbar nehmen wir das Angebot an. Überhaupt handelt es sich hier um eine sehr geschmackvoll gestaltete Berghütte mit freundlichem Personal und äußerst leckerer Verpflegung. Die Tatsache, dass wir keinerlei Berge in der Umgebung sehen können, stört uns kaum. Die Stimmung am Abend ist super und die Vorfreude auf die kommenden Tage groß. Hoffentlich bleibt es einigermaßen trocken und wir haben etwas Sicht auf die wunderschöne Bergwelt der Pragser und Ampezzaner Dolomiten.

Am nächsten Morgen werden wir nicht enttäuscht – der morgendliche Blick aus dem Fenster lässt uns die herrliche Umgebung im Naturpark Fanes-Sennes-Prags genießen. Gut gestärkt vom leckeren Frühstücksbuffett packen wir unsere Rucksäcke und marschieren los. Das heutige Tagesziel heißt Dürrensteinhütte und liegt auf 2040 m, nahe der bekannten Plätzwiese. Bis dahin gilt es aber etwa 17 km mit 700 - 800 Hm zu bewältigen. Vorbei an der Seekofelhütte und dem gleichnamigen Bergmassiv führt uns der Wanderpfad direkt auf der Naturparkgrenze zwischen Sennes Fanes Prags und den Ampezzaner Dolomiten um den mächtigen Gipfelaufbau der Hohen Gaisl (3146 m) herum. Auf der Nordseite der Kleinen Gaisl rasten wir kurz an der Ross Alm. Im Anschluss müssen wir ein riesiges Schuttfeld umgehen. Hier gab es 2016 ein Felssturz mit einer Gewalt von 1,6 Mio. Kubikmeter. Sogar Seismografen haben Erdbebenaktivitäten aufgezeichnet. Man kann sich gut vorstellen, wie gewaltig die Massen Richtung Tal gedonnert sind. Während wir den kleinen Umweg machen, donnert und grollt es unaufhörlich am Berghang. Ununterbrochen stürzen Felsbrocken ins Tal. Mit einer gehörigen Portion Vorsicht und Respekt queren wir den Hang. Kurz nach diesem nervenaufreibenden Teilstück schlängelt sich der Steig ohne großen Höhenunterschied die Bergflanke entlang. An ausgesetzten Stellen sind teilweise Seilversicherungen angebracht. Ein sehr kurzweilig angelegter Wanderpfad – darüber sind wir uns alle einig. Der Abstieg zum Hotel Plätzwiese über 400 Hm entpuppt sich als sehr angenehm. Da bis hierher eine Mautstraße und ein Pendelbus verkehren, ist die Gegend dementsprechend frequentiert.

Nach einem kurzen, flachen Gegenanstieg erreichen wir nach 7,5 Stunden unser Tagesziel - die Dürrensteinhütte. Kaum haben wir es uns in der Gaststube bequem gemacht, beginnt es draußen zu regnen – na, wenn das mal kein Glück ist!!

In der Hütte sind wir im Kellergeschoß in zwei 10er Lager untergebracht. Zu unserer Freude ist auch hier die Warmwasserdusche inklusive. Einem weiteren herrlichen Hüttenabend steht abermals nichts im Wege. Um 21:30 Uhr ist Schlafenszeit – die Wirtin braucht auch ihre Erholung!!

Am Tag drei haben wir die längste Etappe vor uns. Heute steigen wir zunächst 200 Hm zum Strudelsattel auf, dann durch das Helltal 950 Hm hinunter bis zur Hauptstraße nach Schluderbach. Genau diese Straße ist auch der Übergang in die bizarre Welt der Sextner Dolomiten – Drei Zinnen Gebiet. Von hier sind es nochmal 10 km mit 1250 Hm Aufstieg bis zum Tagesziel, der Lavaredo Hütte auf der Rückseite der Drei Zinnen.

Um 08:00 Uhr starten wir an der Dürrensteinhütte, die neben einer österreichischen Ruine steht. Sie ist ein Überbleibsel aus dem Dolomitenkrieg, der hier in der Gegend einen äußerst dramatischen Höhepunkt erlebt hat. Auf einem steilen Pfad geht es hinter der Hütte sofort zu den ersten Schützengräben und Schießscharten. Hier werden die absurden Ereignisse von damals greifbar. Ein sehr beklemmendes Gefühl. Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir den Strudelsattel auf 2200 m. Auch hier sind Gebäudereste aus der damaligen Zeit zu sehen. Der äußerst reizvolle Abstieg im Helltal hat einiges an Abwechslung zu bieten. Die Route führt durch ein Bachbett, über Wurzelsteige im Waldgelände und letztendlich auch seilversichert an einer schroffen Felswand entlang. Der Ausblick ins Tal erinnert ein wenig an Kanada und die Rocky Mountains. Kurz vor Erreichen der Hauptstraße kommen wir noch an einem Sportklettergarten vorbei und dürfen die stark überhängenden Routen bestaunen. Man könnte denken, hier gibt es keine Schwerkraft – nur was für Profis!!

Am Parkplatz „Drei Zinnenblick“ treffen wir wieder auf die Wandergruppe, die die einfachere Abstiegsvariante über den Forstweg gewählt hat. Wir lassen uns am Restaurant unterschiedliche Kaffeespezialitäten und mancher sogar ein kleines zweites Frühstück schmecken und sind somit für den langen Anstieg wohl gestärkt. Der Weiterweg führt uns ins Rienztal, welches uns auf sehr beeindruckende Weise Stück für Stück immer näher an die weltberühmten „Tre Cima“ heranführt. Links und rechts von uns ragen die Felswände und -türme hunderte Meter senkrecht in den Himmel. Schnell wird uns sehr deutlich, wie klein der Mensch doch ist!!

Und dann ist es endlich soweit – wir stehen unmittelbar vor den Drei Zinnen – eines der berühmtesten Bergpanoramen weltweit!! Mächtig erheben sie sich vor uns. Kein Wunder, dass sie eine magische Anziehungskraft haben und in keiner Europa-Reiseroute fehlen dürfen. Ihre Gipfel sind mal frei, mal von Wolken verhangen – eine unglaubliche Stimmung.

Natürlich machen wir die obligatorischen Fotos, doch dann setzen wir unsere Tour fort. Wir sind schließlich noch nicht am Ziel. Da wir am Folgetag dieses herrliche Bergspektakel umrunden, lassen wir heute die Drei Zinnen Hütte links liegen und wandern weiter zum Paternsattel auf 2450 m. Hier fehlen uns die Worte. Der Blick öffnet sich und gibt die Sicht auf die fantastische Südtiroler Dolomitenwelt frei - ein Zacken am anderen. Überwältigt von der Schönheit und Schroffheit dieser Berge geraten die Zinnen schon beinahe in den Hintergrund. Einige von uns gehen dann doch noch ein Stück zum Einstieg in die senkrechte Wand der „Kleinen Zinne“. Je näher wir kommen, desto „leichter“ sieht die Klettertour aus - allerdings nichts für schwache Nerven. Nachdem wir uns schließlich doch an die bizarre Felskulisse gewöhnt haben, steigen wir die letzten 20 Minuten zum Rifugio Lavaredo (2340 m) ab. Wir werden von freundlichen Eselrufen begrüßt und genießen den Nachmittag auf der Terrasse und in der Hütte. In ausgelassener Stimmung geht der Abend zu Ende. Sogar mehrere Papierflieger schweben schwerelos durch die Stube…….!

Für einige Bergliebhaber klingelt der Wecker am Samstag um 5:45 Uhr. Einen Sonnenaufgang an den Drei Zinnen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Hoch motiviert macht sich ein Teil der Gruppe auf den Weg hinauf zum Paternsattel und wartet auf den Feuerball. Die Stimmung unmittelbar vor dem Erstahlen der Sonne ist allerdings die wesentlich schönere. Unten im Tal hängen dichte Wolken wie überdimensionale Wattebäuschchen fest und nur die höheren Gipfel ragen heraus. Wir können beobachten, wie die erwärmte Luft langsam nach oben steigt und somit auch den Nebel zu uns bringt. Doch bis wir verhüllt werden, erleben wir ein atemberaubendes Naturschauspiel zwischen Sonne und gigantischer Bergkulisse. Keine Fotos und keine Worte können so eine Szenerie wiedergeben.

Nach einem typisch italienischen Frühstück mit Weißbrotscheiben starten wir unsere Tour rund um die legendären Zinnen. Zunächst wandern wir auf der „Touristen Autobahn“ zur Auronzo Hütte. Bis hier herauf führt eine Mautstraße und ein Pendelbusverkehr, ja sogar einen Wohnmobil Stellplatz gibt es. Da wir zeitig am Morgen dran sind, herrscht noch relativ wenig Betrieb, was sich im Lauf des Tages stark ändert. Schließlich ist heute Samstag und das Wetter spielt auch mit. Unzählige Urlauber aus den verschiedensten Nationen (hauptsächlich Asiaten) machen sich auf den Rundweg. Auch wir reihen uns ein. Die Runde um das Unesco Weltnaturerbe ist eine klassische Halbtageswandertour und so erreichen wir kurz vor Mittag die Drei Zinnen Hütte. Nun haben wir uns eine Rast auf der sehr gut besuchten Hütte verdient. Am Vortag haben wir erfahren, dass die Hütte ab nächstem Jahr neu zu verpachten ist. Bei Stoßzeiten arbeiten hier bis zu 40 Angestellte, um die schaulustigen Touris zu versorgen. Das hat mit Bergidylle beim besten Willen nichts mehr zu tun. Doch, wer eine einsame Bergtour machen möchte, der darf eben nicht zu den Drei Zinnen fahren.

Unsere weitere Route führt uns immer tiefer hinein in die Welt des Dolomitenkrieges. Alle Berge um uns herum sind durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Namen wie Sextnerstein, Toblinger Knoten oder Büllelejoch sind grausame Schauplätze der verfeindeten Fronten gewesen.

Die Büllelejoch Hütte (2528 m) ist wohl eine der am schönsten gelegenen Hütten in den gesamten Alpen. Drinnen ist kein Platz mehr frei und leider ist es draußen zu kalt, um auf der Terrasse zu pausieren. Kurz entschlossen bilden wir zwei Neigungsgruppen. Die einen gehen weiter zum Tagesziel, der Zsigmondy Hütte, die anderen haben sich noch einen Gipfel zum Ziel gesetzt. Die Oberbachernspitze ist mit ihren 2635 m leicht zu erreichen und bietet einen herrlichen Ausblick. Noch vielmehr aber begeistert uns der Weg dorthin. Spektakuläre Blicke in mehrere hundert Meter tiefe Felsschluchten wechseln sich mit stockfinsteren Kriegsstollen und Schützengräben ab. Ein äußerst spannender Aufstiegsweg. Am Gipfelkreuz bricht die Nordwand mehr als 500 m senkrecht in ein Geröllfeld ab. Gegenüber thront der 2700 m hohe Einserkofel, sowie auf der anderen Seite der Zwölferkofel, der mit stolzen 3094 m den Hauptgipfel der sog. „Sextner Sonnenuhr“ darstellt. Wir sind abermals sehr stark beeindruckt. Zu unserem Glück ist es hier oben windstill und wir können den kleinen Abstecher in vollen Zügen genießen. Auf dem Rückweg entdecken wir immer wieder alte Relikte aus tragischen Zeiten. Wir erklimmen ein kurzes Teilstück eines Klettersteiges, der damals als Versorgungsweg diente. Allerdings haben wir keine Ausrüstung dabei und die Zeit ist auch schon fortgeschritten, sodass wir zurück auf den Normalweg gehen und diesen zur Zsigmondy Hütte (2224 m) absteigen. Hier werden wir vom Rest unseres Teams bereits erwartet. Einige von ihnen genießen die wunderschöne und sehr geschmackvoll eingerichtete Hütte mit ihrer grandiosen Umgebung, andere messen ihre Stärke beim „Kickern“. Da unsere Unterkunft bis auf den letzten Platz belegt ist, herrscht im Gastraum ein enorm hoher Lärmpegel. Am Nachbartisch haben sich 10 Engländer niedergelassen und feiern intensiv mit Rotwein und Gebrüll. Teilweise flüchten wir nach draußen in den Wintergarten und können uns dort relativ ungestört unterhalten. Die Zsigmondy liegt eingerahmt von Felswänden, durch die viele Klettersteige und -touren führen und so gibt es jede Menge Gesprächsstoff unter Alpinisten. Pünktlich zur Hüttenruhe um 22:00 Uhr sinken wir müde und zufrieden in unsere Betten, während unten in der Stube noch mit Gitarre und mehr oder weniger gutem Gesang weiter gefeiert wird.

Viel zu schnell sind die letzten erlebnisreichen Tage vergangen. Deshalb steht uns heute leider der Abstieg ins Fischleintal bevor. Das Frühstück lässt fast keine Wünsche offen, obwohl man Müsli mit 4,50 € extra bezahlen muss. Bevor wir den Weg nach unten beginnen, lassen wir es uns nicht nehmen, ein Gruppenfoto mit dem „Zwölfer“ im Hintergrund zu schießen. Das klassische Bild mit den Drei Zinnen kann ja jeder!

Selbst der Abstiegsweg ist ein wunderschöner und kurzweiliger Steig. Immer wieder bleiben wir stehen, drehen uns um und bestaunen die gigantischen Felsformationen um uns herum. An der Talschluss Hütte gönnen wir uns noch einen kleinen Abschiedstrunk, bevor wir am Parkplatz Fischleinboden von unserem Shuttlebus abgeholt werden. Immerhin müssen wir das gesamte Hochpustertal Richtung Bruneck/Brixen vorfahren und das kann bekanntlich dauern!! Unser Zug fährt um 13:15 Uhr am Bahnhof Franzenfeste ab. Deshalb gibt sich der Chauffeur mit seiner Fahrweise auch alle Mühe pünktlich dort einzutreffen. Er schafft es sogar noch zu einem kurzen Zwischenstopp beim „Lanz“. Anscheinend bekommt er Provision, wenn er eine Reisegruppe bringt, die hier Äpfel, Schinken, Käse etc. einkaufen.

Tatsächlich rollt der Eurocity auch planmäßig in den Bahnhof ein und wir können ohne jegliche Verspätung unsere Heimreise antreten. Über München und Ingolstadt geht es zurück nach Weißenburg.

Es war wieder einmal eine mega-beeindruckende Tour im zweifellos schönsten Gebirge der Welt.

Mein besonderer Dank gilt der gesamten Truppe! Mit so einem Team, wie ich es immer wieder erleben darf, macht die Planung, Vorbereitung und natürlich die Durchführung sehr viel Spaß!

Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Runde!!

Die wird kommen, soviel ist gewiss, wohin es auch immer gehen mag!!

Euer Ralf

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