Mehrtagestour
So schön können Alternativen sein!
"Hätte, hätte - Fahrradkette" - wer kennt diesen Spruch in der heutigen Zeit nicht. Hätten wir keine Corona Pandemie - wären wir .............?!
Auch an uns, dem DAV Weißenburg, geht die Krise natürlich nicht spurlos vorüber. Eigentlich war eine 5-tägige Hüttentour quer durch die südlichsten Dolomiten, die "Pala Gruppe", geplant, aber dank Corona hat es uns ins schöne Allgäu verschlagen.
17 bergbegeisterte Alpinisten ausgestattet mit Fahrrädern, Wander- und Klettersteigausrüstung nach Oberstdorf zu transportieren ist eine logistische Herausforderung, die wir allerdings mit Bravour bestehen.
Und so fahren wir am Anreisetag mit den PKWs zum Parkplatz Faistenoy an der Fellhornbahn. Bis Einödsbach im Stillachtal strampeln wir mit unseren Bikes ca. 250 Hm bergan, bevor der eigentliche Aufstieg zu Fuß durchs Bacherloch zum Waltenberger Haus beginnt. Auf knappen 1000 Hm schlängelt sich der Bergpfad wildromantisch in die Höhe zum Fuße der Bockkarspitze, wo das Waltenberger Haus auf 2086 m über dem Tal thront. Nach wohlverdienter Rast mit herrlichem Panorama teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Die Einen steigen auf dem Normalweg wieder ab, die Anderen nehmen den mittlerweile verwaisten Steig zur Trettachspitze und wandern weiter über den Wildengundkopf zurück zum Fahrradparkplatz. Wild, teilweise verfallen und sehr steil geht es also zurück zum Gasthaus Einödsbach, wo der Rest der Gruppe bereits wartet. Gemeinsam genießen wir jetzt die herrliche 5 km lange Abfahrt zur Fellhornbahn. Fünf Unermüdliche radeln sogar noch den Rest der Strecke bis zum Hostel im Oberstdorfer Ortsteil Tiefenbach.
Der dortige CheckIn erweist sich als größte Herausforderung des gesamten Wochenendes.
Tag 2:
Das Rubihorn gilt als der Hausberg von Oberstdorf. Mit seiner 700 m steil abfallenden Westseite dominiert es das Geschehen rund um das schöne Städtchen im Allgäu. Wir nehmen uns eine Überschreitung von Süd nach Nord vor. Start ist das Skisprung-Stadion, welches durch die 4-Schanzen-Tournee bekannt ist . Über den "Tobel-, bzw. Wasserfallweg“ steigen wir zunächst Richtung Mittelstation der Nebelhornbahn auf. Kurz vor dieser zweigt der Bergpfad links in die Süd-Westseite von Rubi- und Gaisalphorn ab und windet sich sehr steil in engen Serpentinen zur Gratanhöhe. Am sog. Niedereck biegen wir in 1840 m Höhe ab und folgen dem teilweise luftigen Gipfelweg zum Rubihorn Hauptgipfel (1957 m). "Am Wochenende muss man hier sicherlich für ein Foto mit Gipfelkreuz Nummernkarten ziehen!", kommt es manch Einen in den Sinn. Nach dem obligatorischen Gipfelgruß steigen wir rasch ab zum Gaisalpsee. In herrlicher Bergkulisse lässt es sich hier viel entspannter rasten und einige eisenharte Bergsteiger vergnügen sich sogar im "warmen", kristallklaren Wasser. Der weitere Wanderweg führt uns noch an der Gaisalpe vorbei, natürlich nicht ohne Kaffeepause. Um ca. 17:00 Uhr erreichen wir erschöpft aber zufrieden die Autos und sind stolz, die immerhin 14 km mit 1350 Hm, also eine satte Bergtour, gemeistert zu haben!
Tag 3:
Nachdem wir an den letzten beiden Tagen lange Aufstiege geleistet haben (tja, so ist das nun einmal, wenn man keine Hüttentour macht), kommt uns heute die Unterstützung der Seilbahn sehr gelegen. Tagesziel ist die Kanzelwand, die mit ihren beschaulichen 2048 m doch einiges zu bieten hat. Um unseren sportlichen Anforderungen gerecht zu werden, wählen wir als Zubringerfahrzeug das Fahrrad.
Auf die Kanzelwand führen, außer der stark frequentierte Wanderweg, auch noch zwei Klettersteige. Der "2-Länder Sportsteig" (C/D) und der "Walser Erlebnissteig" (A/B). Da in unserer Truppe vom Anfänger- bis zum Profi-Klettersteiggeher alle vertreten sind, ist das natürlich der ideale Berg für uns. Von der Mittelstation aus wandert ein kleiner Teil, vorbei an Schlappoldsee und -alpe, über den wunderschönen Fellhorngrat zum Einstieg des Walser Steiges. Hier treffen sich dann beide Neigungsgruppen wieder. Diejenigen, die vom Sportklettersteig noch nicht genug haben, kraxeln ein zweites Mal zum Gipfel hoch.
Der 2-Länder Sportklettersteig selbst glänzt durch permanent anhaltende Ausgesetztheit, sowie durchgehende Schwierigkeit vom Ein- bis zum Ausstieg. Auf einer Kletterlänge von ca. 550 m überwindet er zwar "nur" 250 Hm aber die müssen erst einmal bezwungen werden.
Nach verdienter Gipfelrast stürzen wir uns anschließend in das von Touristen überflutete Seilbahngebiet, nicht ohne eine kurze Kaffeepause auf der Oberen Bierenwangalpe einzulegen.
Wieder im Tal setzen wir dem eh schon gelungenen Tag mit einer sehr leckeren Portion Eis in Oberstdorf noch ein Krönchen obendrauf.
Besser geht's fast nimmer!
Tag 4:
In die "schönste Sackgasse Österreichs", das Kleinwalsertal, führt uns die Samstagstour. Nach einer Planänderung entschließen wir uns kurzerhand den Hohen Ifen mit seinem schier endlosen Gottesackerplateau zu erklimmen. Der Ifen zählt wohl zu den wenigen Bergen weltweit, die man aufgrund seiner Form kaum verwechseln kann. Umso leichter verlaufen kann man sich allerdings auf der völlig zerfurchten und durchlöcherten Karsthochebene des Gottesackerplateaus, wenn dort oben plötzlich dichter Nebel bzw. Schlechtwetter aufziehen. Dann wird es sehr spannend!
Vom Parkplatz Auenhütte an der Ifenbahn steigen wir zunächst ca. 150 Hm ab bevor es durch den Innerkürenwald zur Gottesackeralpe auf 1830 m hoch geht. Bereits beim Aufstieg wird deutlich, welches Kalksteinspektakel uns da oben erwartet, doch dass es uns alle so sehr begeistert und fasziniert hätte keiner gedacht. Die Felsoberfläche gleicht einem Riss- und Spaltenlabyrinth von unvorstellbarem Ausmaß. Keiner weiß, wie viele bzw. welch große Höhlen da unter uns lauern. Stark beeindruckt von diesem Naturschauspiel balancieren und hüpfen wir vergnügt und ebenso konzentriert zum Gipfelaufbau des Hohen Ifen. Mächtig ragen die 100 bis 200 m hohen vertikalen Wände in den Himmel. Entsprechend grandios ist die Aussicht und das Panorama am 2230 m hohen grasigen Gipfel. Nach 45-minütigem, sehr steilem Abstieg erreichen wir die Ifenhütte. Da wir bereits mehr als 1300 Hm in den Knochen haben, schmecken hier im Seilbahngetümmel die verdiente Brotzeit und das Getränk trotzdem sehr gut. Gestärkt und ausgeruht legen wir die letzten 300 Hm zum Parkplatz zurück.
Glücklich und zufrieden lassen wir in der Alpe Dornach den letzten Abend unter freiem Himmel mit Blick aufs Nebelhorn ausklingen.
Bei einem „Absacker“ in der Hostel-Lobby blicken wir mit Vergnügen auf die vergangenen vier alpin geprägten Tage zurück.
Tag 5:
Damit der große Aufwand des Radltransportes im Vorfeld nicht ganz umsonst war, kommen heute nochmal die Bikes zum Einsatz.
Nachdem wir die Zimmer geräumt und die Autos geladen haben, wählen wir die Illerinsel bei Immenstadt als Start und Ziel für unsere heutige Tour. Auf den Drahteseln strampeln wir über die sog. Hörnerdörfer Ofterschwang, Bolsterlang und Obermaiselstein nach Oberstdorf. Die Strecke ist leicht hügelig, doch mit 25 km und ca. 350 Hm nicht allzu anspruchsvoll. Dafür bietet sich auf der gesamten Distanz ein herrlicher Blick ins Illertal und die Bergwelt rund um Sonthofen und Oberstdorf. Hier ist auch der Wendepunkt der Tour erreicht. Die Route führt uns zum Illerursprung, wo Breitach, Stillach und Trettach zusammenfließen und so die Iller geboren wird. Wie es sich für einen Radweg am Wasser gehört, gibt es bis zurück nach Immenstadt keinerlei Anstiege mehr und so rollt es mit dem obligatorischen Gegenwind dahin. In Fischen/Allgäu legen wir unseren letzten Stopp ein, genießen noch ein Abschiedsessen im Biergarten und radeln mit gefüllten Bäuchen und zufriedenen Gesichtern zum Parkplatz zurück. Nach insgesamt 49 km kommen wir wieder an der Illerinsel an.
Jetzt macht es sich auch bezahlt, dass wir uns bereits in den frühen Morgenstunden in Oberstdorf aus dem Staub gemacht haben und so den Tourismusverkehr schon hinter uns haben.
Nach kurzer Abschieds- und Fazit Ansprache vom Tourenleiter und dem Vorstand verabschieden wir uns und treten die Heimreise nach Weißenburg an.
Wenngleich es auch keine Hüttentour in den geliebten Dolomiten war, so war es ein sehr abwechslungsreiches, superschönes Tourenwochenende mit fast allem was der Alpinismus zu bieten hat!
Ich möchte mich hier nochmals bei allen Teilnehmern, insbesondere den Fahrern, herzlich bedanken. Denn nur wenn eine Truppe insgesamt so gut zusammenpasst, kann so ein „Event“ so viel Spaß machen, wie es bei uns der Fall war.
Bis nächstes Mal,
Euer Ralf
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