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Berichte

Edelweissabend

29.10.2022 14:14

Bericht aus dem Weißenburger Tagblatt:

Über 100 Jahre ist sie alt, die Sektion Weißenburg des Deutschen Alpenvereins (DAV). 70 Jahre haben ihren Werdegang zwei Männer begleitet: Dieter Semmlinger und Klaus Körzendorfer wurden bei der Jubiläumsfeier der Bergfreunde jetzt für ihre überaus große Vereinstreue ausgezeichnet.

Eigentlich ist die Sektion schon 101 Jahre alt. Am 10. Mai 1921 wurde sie offiziell gegründet, wusste Vorsitzender Dieter Wirth zu berichten. Doch wegen Corona musste die Jubiläumsfeier im vergangenen Jahr ausfallen. Darum hatte der Verein jetzt eingeladen, um bei seinem Edelweißabend den runden Geburtstag nachträglich zu begehen. Der Wildbadsaal hatte sich dazu bestens gefüllt, mit Vereinsmitgliedern ebenso wie mit Ehrengästen und Gratulanten.

Gekommen waren Repräsentanten von Sponsoren und Unterstützern, ebenso wie die Vorsitzenden der benachbarten DAV-Sektionen Treuchtlingen, Gunzenhausen und Abenberg. Letztere war jahrelang eine Ortsgruppe in der Weißenburger Sektion und ist daher heute noch mit ihr verbunden. Aber auch die Vorsitzenden befreundeter Vereine wie Heidrun Kraus von den Naturfreunden und Günther Fellner vom Ski-Club Weißenburg. Er hatte auch ein Gastgeschenk mitgebracht, dass speziell an Silke Koller gerichtet war, die die gemeinsame Skigymnastik der beiden Vereine anleitet.

Nicht zu vergessen Landratsstellvertreter Werner Baum aus Treuchtlingen, Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und DAV-Vizepräsident Roland Stierle, der sich anschickt Chef des weltweit größten Bergsportverbandes zu werden. Dieter Wirt sicherte ihm dafür schon mal seine Unterstützung zu.

Stierle überbrachte die Glückwünsche des Hauptvereins zum Jubiläum und sagte, dass die Weißenburger Sektion „stolz zurückblicken“ könne. Er ging allgemein auf die „rasante Entwicklung im Alpinismus“ und die „enormen Veränderungen“ in den Bergen und auf den Hütten ein. Seit dem Abflauen von Corona würden wieder „überfüllte Berge“ registriert. Hier setze der DAV an, denn der Naturschutz sei in seiner Satzung verankert und er sei als Naturschutzverband anerkannt. „Wir halten die Alpen für genug erschlossen, vor allem mit Straßen und Liftanlagen“, stellte Stierle fest. Aktuell wende sich der Alpenverein, der selbst bereits 153 Jahre besteht, gegen ein großes Staudammprojekt im Kaunertal. Der Vizepräsident: „Wir sehen uns als Anwalt der Alpen.“
Es solle so viel wie möglich davon erhalten werden, was angesichts des Klimawandels eine Herausforderung sei. „Die Alpen werden sich bis zur nächsten Jubiläumsfeier deutlich verändert haben“, machte Stierle deutlich. Diese Veränderungen „kreativ zu begleiten“ sei Aufgabe und Chance für den DAV zugleich. Der Verein habe sich selbst „Klimaneutralität bis 2030“ verordnet, was beileibe „kein Selbstläufer“ sei. Da komme automatisch die Frage auf: „Können wir überhaupt noch zum Bergsteigen gehen?“ Doch für Stierle stellt sie sich nicht. Es gelte vielmehr „unser Mobilitätsverhalten anzupassen“ und die Tourenauswahl.
Der Weißenburger Sektion bescheinigte er gute Arbeit und ein gesundes Vereinsleben. „Nur zehn Vorsitzende in einhundert Jahren spricht für große Kontinuität“, stellte Stierle fest und überreichte Vorsitzendem Wirth einen kompletten Kartensatz für die Alpen.

Für OB Schröppel ist die Weißenburger DAV-Sektion in der Bevölkerung „tief verwurzelt und verankert“, was auch der zum Jubiläum gut gefüllte Wildbadsaal zeige. 100 Jahre seien „eine wirklich stolze Zahl und aller Ehren wert“, befand der OB und dankte dem Alpenverein für sein Engagement zugunsten des Gemeinwohls. Die Sektion habe durch ihre Wülzburg-Gruppe einen „unschätzbaren Anteil“ daran, dass die Weißenburger Festung heute so „tiptop dasteht“. Nicht zu vergessen sei aber auch die hervorragende Pflege der Langlaufloipen auf dem Weißenburger Jura durch den Alpenverein, so es denn Schnee gebe. Schröppel bezeichnete diesen Einsatz als „eine tolle Sache“. Er wünschte den Mitgliedern weiterhin „viele schöne gemeinsame Bergerlebnisse und Wanderungen“ und überreichte zum Jubiläum eine Finanzspritze.

Dieter Wirth versicherte, dass die Sektion das Geld „sehr gut gebrauchen“ kann, denn für die vereinseigene Hütte im Spitzingseegebiet gelte es ein Brandschutzkonzept umzusetzen. Ab zwölf Schlafplätzen müsse es einen zweiten Notausstieg geben. Diesen zu schaffen, werfe enorme Kosten auf.

Gut informiert über die Sektion Weißenburg und allgemein über den DAV zeigte sich Landratsstellvertreter Werner Baum. Der Weißenburger DAV-Ableger sei mit über 1400 Mitgliedern „einer der großen Vereine im Landkreis“. Der DAV mit seinen über 1.4 Millionen Mitgliedern in 356 Sektionen trete „für Offenheit, Vielfalt, Respekt, Toleranz, Wertschätzung und vor allem für Freiheit“ ein. Er sorge für 323 öffentlich zugängliche Hütten mit über 220 000 Übernachtungsplätzen und engagiere sich für den Lebensraum Alpen.
Auch der Weißenburger Verein leiste mit seiner Hütte einen wichtigen Beitrag und biete ein vielfältiges Programm an. Besonders freut es den früheren Treuchtlinger Bürgermeister, dass die drei benachbarten Sektionen Weißenburg, Gunzenhausen und Treuchtlingen die Kletterhalle am Campus in seiner Heimatstadt gemeinsam betreiben.

Auf die vielfältigen Angebote des Weißenburger Vereins und dessen Geschichte ging Ralf Singer in der Sektionschronik ein. Er hatte zusammen mit Helmut Auernhammer, Günter Fleckenstein und Maxi Preiß einen kurzweiligen Abriss der Vereinsgeschichte zusammengestellt.
In Sparten und Jahreszeiten gegliedert führte er durch die Sektionshistorie und erinnerte dabei beispielsweise an Skifaschingfeiern und Skirennen im Laubenthal. Touren in die Alpen habe es auch schon vor vielen Jahrzehnten gegeben, die An- und Abreise sei damals nur „viel spannender“ gewesen, meinte er angesichts einer betagten Fotografie, bei der ein Bergsportler ein Paar Skier auf ein Moped geschnallt hatte. Wie schon OB Schröppel ging Singer auf das „unermüdliche Loipenteam“ ein. Die Nachfrage sei enorm.
„Da liegen noch nicht die ersten fünf Flocken, dann klingelt schon das Telefon in der Geschäftsstelle“, berichtete er schmunzelnd. Wie Vorsitzender Wirth hofft Singer, dass der Winter genug Schnee am Weißenburger Jura für den Langlauf bringt.
Als besonders aktiv über Jahrzehnte hinweg stellte der Chronist die Jugend der Sektion dar. Aus dieser seien immer wieder wirkliche Spitzenkletterer hervorgegangen. „Das Verlangen nach dem außergewöhnlichen Kick“ sei über die Jahre „nicht wirklich geringer geworden“.
Singer erinnerte ferner an die Frühjahrswanderungen, die der Weißenburger Alpenverein über viele Jahre hinweg ausrichtete und die einen wahren Ansturm erlebten, an eine Tour Weißenburger Alpinisten ins Ahaggar-Gebirge in der Wüste Südalgeriens, wofür von den Bergsportlern in den 1970er-Jahren extra zwei alte VW-Busse renoviert und umgebaut wurden. Nicht fehlen durften Besteigungen des Dachs der Alpen, des Mont Blancs. Neben all den schönen Seiten habe es aber auch Tragödien gegeben, beispielsweise das tödliche Unglück von Hans Feistner 1968 in der italienischen Civetta.
Aktuell bietet die Sektion eine Familiengruppe, Klettersteigtouren, Tagestouren der sehr aktiven Touren- und Wandergruppe, Heimatwanderungen Herbstgemeinschaftsfahrten, Radtouren, Bike and Hike, Schneeschuhtouren, eine Nordic Walking Gruppe und nicht zuletzt die Wülzburg-Gruppe um Reinhard Winkler, den er namentlich mit einem großen Lob erwähnte.
Nicht fehlen durfte in der Chronik „der Stolz des Vereins“, die 1957 unter August Eisenmann erworbene Hütte am Spitzingsee, die über die Jahre hinweg von unzähligen Helfern erhalten, ausgebaut und modernisiert wurde und sich großer Beliebtheit erfreut.

Abgerundet wurde das Jubiläum vom Bergsteigerchor der DAV-Sektion Treuchtlingen unter Leitung von Irmentraud Reichart. „Ihr habt den Abend nicht nur umrahmt, sondern auch Highlights gesetzt“ rief Vorsitzender Dieter Wirth den Sängern als Dank zu, bevor er zum Stehempfang einlud. Schon vor dem Offiziellen Teil hatte es Speisen und Getränke gegeben.
Zu ihrem Jubiläum hat die DAV-Sektion noch den Südtiroler Extrembergsteiger Hans Kammerlander eingeladen, der am Samstag, 12. November mit seiner Multivisionsshow „Bergsüchtig“ ins Kulturzentrum Karmeliterkirche kommt. Der Kartenvorverkauf über das städtische Kulturamt sowie das Online-Tickwet-Portal Vibus läuft.

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