Hochtour
Stubaital – Wilder Freiger 3418m – Wilder Pfaff 3459m – Zuckerhütl 3505m
Bereits im Jahr 2018 wurde von Hendrik und Ralf die Idee geboren, eine gemeinsame Hochtour von Jung und Alt zu unternehmen. „Ich will mal mit dir ins Eis“, so kam Hendrik auf mich zu. Schon am Edelweißabend legten wir dann den Termin für August fest. Also nicht lange gefackelt und gleich zwei Hütten reserviert - die Nürnberger- und die Müllerhütte in den Stubaier Hochalpen.
Unsere gemischte Truppe bestand aus 6 Mitgliedern der Jugendgruppe und 5 „junggebliebenen“ Bergsteigern. Ein langgehegter Wunsch von mir ging somit an diesem Wochenende in Erfüllung. Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Einmal probieren, wie das so funktioniert mit uns. Das Bauchgefühl sagt mir, dass wir in so einer Konstellation echt große Touren machen können und heute beginnt die „Generalprobe“.
Endlich war dann Freitag, der 09. August und die Fahrt ging um 5:00 Uhr los ins Stubaital.
Vom Parkplatz steigen wir in knapp 3 Stunden die 900 Hm zur Nürnberger Hütte hinauf. Nach einer Stärkung und dem Check-In haben wir uns dazu entschlossen das Gehen in 3er und 4er Seilschaften, sowie die Spaltenbergung mittels loser Rolle und Mannschaftszug zu üben. Einige von uns sind das erste Mal auf einem Gletscher unterwegs, für Andere ist es eine sehr lohnende Auffrischung. Bei herrlichem Wetter und bester Laune haben alle ihren Spaß und wir genießen die milde Abendstimmung, eingerahmt von etlichen 3000ern.
Am Samstag beginnt unsere Tour um 7:00 Uhr mit dem Aufstieg über die Seescharte zum Gipfel des Wilden Freigers, der trotz seiner immerhin 3418m mittlerweile völlig eisfrei ist. Stolze 1150 Hm über Geröll und Blockwerk gilt es zu überwinden. Nach gut 4 Stunden haben alle den höchsten Punkt erreicht, wobei wir etwas unterhalb auf dem Grat, aber windgeschützt, Rast machen. Die Bewölkung nimmt ständig zu.
Nachdem wir beim Aufstieg noch ein herrliches Panorama genießen konnten, werden wir mit fortschreitender Stunde immer mehr im Nebel eingehüllt. Der Südgrat des Freigers führt uns recht ausgesetzt in Richtung Becherhaus, wobei wir kurz vorher, auf 3150m, auf den Übeltalferner absteigen und diesen angeseilt in weiteren 45 Minuten hinüber zur Müllerhütte queren. Gott sei Dank lockert der Nebel öfter mal auf, sodass wir uns doch ganz gut orientieren können. Da der Gletscher hier sehr flach ist, besteht auch keine Spaltengefahr und wir gelangen entspannt und beeindruckt zu unserem zweiten Stützpunkt. Die Müllerhütte liegt immerhin auf 3145m Seehöhe. So hoch schläft man auch nicht alle Tage!!
Für den Sonntag ist die Überschreitung des Wilden Pfaff und der Aufstieg auf das Zuckerhütl geplant. Allerdings verstecken sich die Gipfel nach wie vor in dichten Wolken. Auch der Aufstiegsweg am Gletscher kann teilweise nur erahnt werden. Also echt spannende Verhältnisse für eine Hochtour. Hochmotiviert steigen wir in den Südwestgrat des Wilden Pfaffs ein. In leichter, aber luftiger Blockkletterei (bis UIAA II) kraxeln wir die ca. 200 Hm dem Gipfel entgegen. Vielleicht ist es ganz gut, dass es so neblig ist, wird sich der Eine oder Andere gedacht haben. Nach 1 Std. 40 Min. stehen wir in 3459m Höhe und sehen vielleicht grade mal 30 m weit. So ein Pech! Nur kurz dauert das Gipfelglück, ist es doch ziemlich frisch hier oben. Wir steigen ab in den Pfaffensattel und seilen wieder an. Bei solchen Bedingungen verzichten wir gerne auf das Zuckerhütl. Allerdings ist eine Seilschaft von uns etwas schneller als wir gewesen und nicht am Sattel anzutreffen. Wahrscheinlich haben sie sich zum Gipfel aufgemacht, wir wissen es nicht. Nun wird es richtig spannend. Der Sulzenauferner ist deutlich spaltenreicher und die Sicht extrem schlecht. Alles ist grau in grau. Kein Kontrast, keine Spur, kein Ziel in Sicht, einfach nichts. So steigen wir vorsichtig abwärts. Lediglich der Höhenmesser und die Karte sagen uns wo es ungefähr lang gehen könnte. Mehrmals müssen wir größere und kleinere Gletscherspalten überwinden, bzw. umgehen. Nach ca. einer Stunde erreichen wir dann doch das Pfaffenjoch. Wir entscheiden uns, bei solchen Sichtverhältnissen unbedingt auf dem markierten Weg zu bleiben und nicht, wie am Vortag ausgemacht, über eine unmarkierte Steigspur dem Felsgrat zu folgen. Weitere 45 min. Abstieg auf dem Gletscher stehen uns bevor, ehe wir, bei immer besser werdender Sicht, in Felsgelände gelangen. Nun haben wir das Schlimmste überstanden. Ein abwechslungsreicher Wanderweg führt uns hinüber zur Hildesheimer Hütte auf 2859m. Hier rasten wir nochmals, sind es doch nur noch 45 min. bis zur Seilbahnstation des Schaufeljochs, mit der wir uns den Abstieg ins Tal gönnen. Eigentlich wollten wir auf unsere Kameraden warten, die, wie vermutet, das Zuckerhütl gemacht haben, doch es kommt überraschend anders. Ein Handy klingelt und unsere Kollegen fragen wo wir bleiben, sind sie doch den unmarkierten Steig gegangen und bereits an der Gondel.
Während der Talfahrt wird deutlich welche verheerenden Auswirkungen ein Skigebiet im Sommer auf das sonst sehr idyllische Landschaftsbild hat. Geradezu abstoßend liegt der teils abgedeckte Gletscher vor uns. Ein wahres Trauerbild!
Gemeinsam genehmigen wir uns noch einen Abschlusstrunk, ehe wir sehr zufrieden und um einige Erfahrungen reicher wieder die Heimreise antreten.
Alle sind sich einig, die Generalprobe ist mit Bravour bestanden.
Freuen wir uns auf künftige Touren!!
Ralf
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